Sauerteig selber ansetzen ist keine Hexerei. Genau genommen sprechen wir hier vom „Anstellgut“ aus dem Du später Deinen Sauerteig machst. Das Ansetzen des eigenen Anstellgut ist der erste Schritt auf Deiner Sauerteigbrot-Reise. Einen Teil dieses Anstellguts benötigst du jeweils, um einen Sauerteig herzustellen. Und diesen wiederum braucht es, um ein Sauerteigbrot zu backen.
Ein bisschen Planung braucht es schon, aber Sauerteig selbst herzustellen ist wirklich einfach. Drei Tage vorher muss der Starter angesetzt werden, dann kannst Du Dein eigenes Brot backen.
Sauerteig selber ansetzen – ein neuer Mitbewohner zieht ein
Wer einmal erfolgreich einen Sauerteig angesetzt und gepflegt hat, hegt ihn oft über Monate oder sogar Jahre. Ich habe meinen sogar schonmal mit in den Urlaub genommen, um ihn regelmässig zu füttern. Keine Angst, der Bursche kann durchaus ein paar Tage allein im Kühlschrank vor sich hin schmollen. Wenn du jedoch für mehrere Wochen auf Reisen gehen möchtest, such Dir einen verantwortungsvollen Babysitter oder schlepp ihn mit.
Dinge, die Du jetzt gut gebrauchen kannst:
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Sauerteig selber ansetzen – so wird’s gemacht
Tag 1
50 g Roggenmehl (Vollkorn)
50 g lauwarmes Wasser
Mehl und Wasser in einer Schüssel gründlich miteinander vermischen. Den Teig in ein Weckglas geben und locker abgedeckt für 24 Stunden warm stellen. Temperaturen zwischen 25 °C und 30 °C sind ideal.
Tag 2
50 g Roggenmehl (Vollkorn)
50 g lauwarmes Wasser
Hat der Teig jetzt eine ganz leichte Haut gebildet? Einfach abmachen. Darunter können sich schon die ersten Bläschen entwickelt haben. Sollte der Teig muffig riechen, musst Du leider von vorn beginnen. Ein säuerlicher Geruch ist dagegen prima und gewünscht. In einer Schüssel nun die Zutaten für den zweiten Tag zusammenrühren, dann den Teig vom ersten Tag dazugeben und ordentlich vermischen. Wieder locker abgedeckt für 24 Stunden warm stellen. Temperaturen zwischen 25 °C und 30 °C sind ideal.
Tag 3
50 g Roggenmehl (Vollkorn)
50 g lauwarmes Wasser
Der Teig ist mittlerweile wahrscheinlich etwas flüssiger als am Vortag und weist viele Bläschen auf. Vielleicht hat er sich auch schon leicht gehoben…
Nun wieder Mehl und Wasser mit dem Teig des Vortages vermischen. Wenn Dein Teig besonders eifrig ist und sich schon verdoppelt hat (oder vielleicht sogar schon wieder etwas eingefallen ist), dann nimm 50 g vom Teig aus dem Glas und mische es mit jeweils 50 g Mehl und 50 g Wasser. Jetzt wieder für 12 Stunden reifen lassen. Temperaturen zwischen 25 °C und 30 °C sind ideal.
Tag 4
Herzlichen Glückwunsch! Jetzt darfst Du Deinen Sauerteigansatz „Anstellgut“ nennen. Er sollte jetzt tüchtig auf Trab gekommen sein und sollte nun luftdicht verschlossen im Kühlschrank gelagert werden. Ich benutze dazu ein Weckglas mit Gummidichtung. Ein grosses Marmeladenglas tut es aber auch. Die niedrigen Temperaturen entschleunigen die Mikroorganismen, die wir gerade so mühsam angefüttert haben.
Sauerteig alias Anstellgut pflegen
Spätestens nach einer Woche möchte dein Anstellgut gefüttert werden. Dafür nimmst Du:
10 g Anstellgut
50 g lauwarmes Wasser
50 g Roggenmehl (Vollkorn)
Das Anstellgut mit einem Schneebesen im Wasser auflösen und das Mehl gründlich einrühren. Das gefütterte Anstellgut wieder an einem warmen Ort reifen lassen. Wenn er sich etwas wölbt ist er reif zum Backen. Willst Du ihn nur füttern und nicht backen, stellst Du ihn nach ein paar Stunden bei Zimmertemperatur wieder zurück in den Kühlschrank.
Zu Beginn ist Dein Anstellgut noch etwas langsam und das Reifen kann 6 – 16 Stunden dauern. Je öfter Du ihn aufgefrischt hast, desto schneller kommt er in Wallung (je oller, je doller!). Da kann er auch schon nach drei Stunden fertig sein.
Sauerteig selber ansetzen – Dos and donts:
- Bio, Bio, Bio! Wenn Du Dir die Mühe machst Dein eigenes Brot mit eigenem Sauerteig zu backen, nimm ihm nicht die Integrität durch billiges Industriemehle. Gönn ihm ein gutes Biomehl und er wird es Dir ewig danken!
- Immer sauber bleiben: Damit sich nur die gewünschten Bakterien vermehren ist Sauberkeit oberstes Gebot. Also alle Utensilien, Gläser, Schüsseln und Löffel gut mit heißem Wasser abspülen. Die falschen Bakterien machen aus einem redlichen Sauerteig einen ekligen Gesellen.
- Vertrau nur der Waage: Wieg die Zutaten immer peinlich genau ab. Auch das Wasser. Der Messbecher mit Milliliterangaben ist nie so genau wie eine digitale Küchenwaage.
- Verschiedene Sauerteigarten pflegen: Sauerteig kann aus Roggen, Weizen- oder Dinkelmehl angesetzt werden. Im Prinzip kannst Du mit einem Sauerteig jedes Mehl bewegen. Weizen- und Dinkelsauerteige sind wesentlich milder im Geschmack. Liegt der Roggenmehlanteil im Brotteig über 50 Prozent, so wird zur Lockerung meist Roggensauerteig verwendet. Dadurch erhält das Brot einen kräftigen, säuerlichen Geschmack. Für reines Weizenbrot verwende ich gerne Livieto di Madre, das ist ein reiner Weizensauerteig. Der ist übrigens auch für Pizzateig ein Knaller und Du kannst ganz auf Hefe verzichten.
- Sauerteig richtig backen: Wenn Du endlich soweit bist Dein Sauerteigbrot zu backen, heize Deinem Ofen richtig ein. 250 °C schafft jeder Ofen. Den Brotlaib in den sehr heißen Ofen schieben und bei abfallender Hitze backen, das heißt nach zehn Minuten Backzeit die Temperatur um 20 bis 30 Grad senken. Das Brot ist dann fertig, wenn es sich beim Klopfen auf der Rückseite hohl anhört.
Jetzt kann es ans Backen gehen
Wenn alles nach Plan gelaufen ist, hast Du nun einen triebhaften Freund im Kühlschrank. Und er wartet nur darauf großartige Brotabenteuer mit Dir zu erleben. Wenn es Dir so geht wie mir, wirst Du bald ein selbstgebackenes Brot nicht mehr missen wollen. Ich beherberge mittlerweile 3 (in Worten drei) verschiedene Sauerteigansätze im Kühlschrank:
- Da ist „Roggi“, ein rustikaler Roggensauerteig
- und „Luigi“ ein italienischer Signore der mit Weizenmehl geführt wird und Pizzateige auf ein neues Level hebt
- und als dritter im Bunde kommt „Marvin“, ein strammer Kerl aus Dinkel und Weizen
Noch mehr Brotlust
- Mein Pinterestbaord für Brot und Brötchen
- Solange Dein Sauerteig noch nicht am Start ist, back doch das hier…
- No Knead Bread mit Sauerteig
- Sauerteig geht auch süß – darf ich vorstellen? Hermannkuchen!
Hier siehst Du ein „No knead Bread“ mit Sauerteig in einer Kastenform gebacken. Das Brot hat eine saftige und lockere Krume und bleibt lange frisch. Das Rezept ist einfach nachzubacken und für Brotanfänger bestens geeignet. Klick auf das Bild oder hier um zum Rezept zu gelangen.
Lesestoff – kann man jemals genug Kochbücher haben?
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So, jetzt aber an die Mehltüten, fertig, los! Ich wünsche Euch viel Spass mit dem neuen Mitbewohner und freue mich über Nachrichten, Anregungen, Kritik und Lob. Lob finde ich am besten!!
Alles Liebe für Euch und immer einen vitalen Sauerteig am Start,
Eure Anne
…und für alle, die wie ich bekennende Pinterestopfer sind, gibt es noch etwas zum pinnen 🙂
Ich freue mich sehr, wenn Du meinen Artikel teilst. Wähle unten Deine Platform ♥️
5 Kommentare
Kiu Mars
23. September 2020 at 17:44Hallo, Anne,
Du erwähnst „livieto di madre anstelle von Hefe“
„Livieto“ aber IST Hefe !!
Es ist das italienische Wort dafür…
Ansonsten aber „Danke“, für die Erklärungen ..
Kiu
Anne
12. Oktober 2020 at 17:31Hallo Kiu,
stimmt Lievito bedeutet Hefe und Lievito Madre bedeutet Mutterhefe. Das ist ein milder Weizensauerteig.
Ich wünsche Dir ganz viel Spaß beim Nachbacken.
Herzliche Grüße, Anne
Helga
6. Oktober 2020 at 13:21Hallo Anne
ich backe auch schon einige Jahre Sauerteigbrote mit selbst angesetzen Roggensauerteig. Ich nehme allerdings kein Vollkornmehl für den Sauerteig. Habe mal gehört das sollte man nicht, nur dann Vollkornmehl zum Hauptteig zufügen. Kannst du mir sagen was der Unterschied ist? Ich mahle mein Vollkornmehl in der eigen Mühle.
Es ist wirklich ein Traum selber Brot mit eigen Sauerteig zu Backen!
Danke für die tolen Beiträge, mach weiter so.
Tanja
5. Februar 2024 at 00:53Hallo Anne,
an Tag 3 und beim Füttern wird jeweils nur ein Teil des vorherigen „Teigs verwendet.
Wird der Rest weggeworfen?
Anne
15. Juli 2024 at 18:22Liebe Tanja,
an Tag drei gibst Du Mehl und Wasser zu dem bestehenden Teig dazu. Ab Tag vier nimmst Du 10g Deines Anstellgutes, gibst dann wie gehabt Mehl und Wasser dazu und den Rest kannst du anderweitig verwenden.
Herzliche Grüße Anne