Wann hast Du das letzte mal Hermannkuchen gegessen? Die achtziger hatten mehr zu bieten als quietschbunte Nylons, Leggins, Opel-Mantas, Röhrenjeans und Vokuhila-Frisuren, sie brachten uns Falco, Nena und Pacman und sie bescherten uns „Hermann“
Hermannkuchen braucht Hermann
Kennengelernt habe ich Hermann als ich in der dritten Klasse von meiner Schulkameradin ein Stück Kuchen, einen Brief und eine kleine Tupperdose mit Teig geschenkt bekam. Die Hälfte vom Kuchen durfte ich gleich essen. Tupperdose, Brief und die verbliebene Hälfte des Kuchens sollte ich daheim abgeben. Der Hermannkuchen schmeckte köstlich. Er war supersaftig und nicht so klebrig-süss. „Das Ding in der Dose ist Hermann! Der wohnt jetzt bei Euch im Kühlschrank. Für immer! Ab und zu muss er gefüttert werden und dann gibt’s irgendwann neuen Kuchen und Hermannkinder, die Du verschenken kannst.“, so klärte meine Schulfreundin mich auf.
Hermann kommt in Tupperdose und Kettenbrief – ein Strukturvertrieb für Schulkinder.
Ich war mir nicht so sicher, was meine Mutter von Besuchern in ihrem Kühlschrank halten würde, die gefüttert werden wollen, vorhaben ewig bei uns zu bleiben und ab und an Kinder bekommen. Aber ich hatte Glück! Nachdem sie den Kuchen probiert hatte, wurde unserem neuen Familienmitglied ein lauschiges Plätzchen im Kühlschrank zugewiesen.
- – Original Hermann-Brief –
Bewahre Hermann in einem hohen, nicht ganz dicht verschlossenen, nichtmetallischen Gefäß im Kühlschrank, auf. Hermann muss jeden Tag umgerührt werden, denn Hermann will hoch hinaus.
Hier ist Hermann. An dem Tag, an dem du Hermann bekommst, also am 1. Tag, gönnst du Hermann Ruhe:
1. Tag: Ruhen lassen;
2. Tag: Umrühren;
3. Tag: Umrühren;
4. Tag: Umrühren;
5. Tag: In ein größeres Gefäß evt. umfüllen und füttern mit:
1 Tasse Mehl
½ Tasse Zucker
1 Tasse Milch
hinzu fügen und gut verrühren.
6. Tag: Umrühren;
7. Tag: Umrühren;
8. Tag: Umrühren;
9. Tag: Umrühren;
Am Backtag (= 10. Tag) füttere ihn abermals mit:
1 Tasse Mehl
1 Tasse Zucker
1 Tasse Milch
hinzu fügen und gut verrühren.
Nun geht es an das brüderliche Teilen:
Teile Hermann in 4 gleiche Teile (á ca 200g). Brüderlich bedeutet, einer ist zum weiter schenken, 1 Teil zum weiterfüttern zwei Teile für dich zum Backen deines Hermankuchen 🙂
Und so wird ein Kuchen draus
Am Backtag gibst Du dann die etwa 2 Tassen verbleibenden Hermann in eine große Schüssel und mischt folgende Zutaten darunter:
- 2 Tassen Mehl
- 1 Pk Backpulver
- 1 Pk Vanillezucker
- 1 Tasse Zucker
- Prise Salz
- 3 Eier
- 1/2 Tasse Öl
- 1 Tasse Milch
- 1 Portion (2 Tassen) Hermann-Teig
Optional und ganz nach Geschmack kannst Du Rosinen, Mandelblättchen oder ähnliches mit in den Teig geben. Probier einfach aus was Dir schmeckt.
- Gib die trockenen Zutaten in eine Schüssel
- Vermische die feuchten Zutaten in einer zweiten Schüssel
- Vermische die feuchten mit den trockenen Zutaten (kurz aber gründlich)
- Fülle den Teig in eine gut gefettete Backform Deiner Wahl und backe Deinen Hermannkuchen bei 180°C ca. 45-55 Minuten.
Dein Hermannkuchen ist fertig, willkommen in den 80ern!
Wenn niemand da ist, der einem einen Hermann-Teig schenkt, ist hier ein Rezept für den Ansatz:
- 100 g Weizenmehl
- 1-2 EL Zucker
- 1 Päckchen Trockenhefe
- 150 ml lauwarmes Wasser
Die Zutaten in einem nichtmetallischen Gefäß mischen und zwei Tage bei Zimmertemperatur gehen lassen. Ab und zu umrühren. Am dritten Tag geht es für 24 Stunden in den Kühlschrank. Nach dem 3. Tag beginnt der erste Hermann-Tag!
Das Ergebnis kann sich schmecken lassen. Probier es einfach mal aus.
Es gibt viele Varianten von Hermannkuchen. Ich liebe zum Beispiel
8 Kommentare
julia
27. Mai 2015 at 15:35Das Hermann-Rezept ist wirklich ganz köstlich…vielen Dank!!
Renate Krauss
10. November 2016 at 22:12War auf der Suche nach Hermann dem Kult.Klassiker der 70 ger u.80ger Jahre.
Ich bin überglücklich ihn hier gefunden zu haben. =D
Eine wunderbare Geste des gegenseitigen Dienens und der Hilfsbereitschaft,
der mit Hermann-Ansatz von Freund zu Freund,Familie zu Familie weitergegeben wird… <3 lichen Dank liebe Anne
Anne
11. November 2016 at 14:02Liebe Renate,
Ich freu mich sehr, dass Dir mein Rezept gefällt und Du genau soviel gefallen an dem „Hermann-Spirit“ findest wie ich. Viel Spaß mit dem Rezept und Freude beim weiterversichernden.
Liebe Grüße,
Anne
Jana
15. April 2020 at 12:53Gibt man am Backtag 2 Tassen Herman UND die eigene Portion Herman in die Schüssel plus die anderen Zutaten? Es ist etwas verwirrend erklärt 🙁
Anne
16. April 2020 at 13:09Liebe Jana,
am Backtag gibst Du zwei Tassen von deinem Hermann in den Kuchenteig. Eine Tasse kannst Du verschenken (oder entsorgen) und eine Tasse wird von Dir weiter gefüttert. Viel Spass beim Backen und herzliche Grüße,
Anne
Karin
30. September 2020 at 20:49Hallo, ich hab eine Frage. Ich habe Hermann eingefroren, wie lange muss er im Kühlschrank auftauen? Wann beginnt dann der erste Tag wo er ruhen muss und dann der zweite Tag mit dem rühren? Vielen Dank für die Info.
Anne
12. Oktober 2020 at 17:20Hallo Karin,
ich lasse meinen Hermann 24 Stunden im Kühlschrank auftauen. Danach gönne ich ihm noch 4 – 6 Stunden bei Zimmertemperatur bevor ich ihn füttere und wieder in den Kühlschrank verfrachte. Aber dann bitte lieber in ein frisches Gefäß geben… 😉
Liebe Grüße, Anne
Astrid Zimmer-Federspiel
30. November 2020 at 20:58Mir wurde heute einen Hermannteig geschenkt und ich muss sagen es hat mich überrascht dass der Teig, wenn er fertig ist in 4 Portionen geteilt wird. Ich habe den Hermann in den 1970 Jahren schon gemacht, aber damals wurde dieser immer nur in 3 geteilt, ein Teil zum selber backen, ein Teil zum weiter verschenken und der verbleibende Teil für einen neuen Hermann zu züchten.
Ich kann mich leider nicht mehr an die Mengenangaben erinnern, aber ich weiß dass es mit „Tassen“ gemessen wurde.
Meine Frage ist dieser hier von der Menge her grösser oder warum sind es hier 4 Teile.
Im Voraus vielen lieben Dank für eine klärende Antwort