Knoblauch…wer sich jemals auf das alte provencalische Rezept für Hähnchen mit 40 Knoblauchzehen eingelassen hat, war entweder schon vorher ein bekennender Knoblauchfetischist oder ist spätestens durch den Genuss dieses Gerichtes zum Liebhaber der Zwiebelfrucht avanciert. Die Südfranzosen braten bei dieser Zubereitungsart – wie der Name verrät – ihr Huhn mit 40 (in Worten: vierzig!) ganzen ungeschälten Knoblauchzehen im Ofen und werden mit grandiosen Aromen belohnt. Den kleinen Zehen wird bei Tisch ein kleines Zipfelchen abgeschnitten und die heisse, süsslich-schwefelig duftende Knoblauchpaste direkt auf ein geröstetes Weissbrot gestrichen. Oohhh….mein…Gott!! Das ist der reine Gaumensex.
Während des Aufenthaltes im Ofen und vielleicht auch durch die Anwesenheit frisch gerupften Federviehs erlebt der Knoblauch seine ganz persönliche Katharsis. Er befreit sich von seiner durchdringenden, aggressiven Schärfe, die er im rohen Zustand hat und gewinnt etwas zarteres karamelartiges, ein absolut hinreissendes, fast nussiges Aroma. Aber Obacht: Der typische Knoblauchduft am „Morgen danach“ ist genau derselbe!
Knoblauch ist mehr als ein Geschmacksverstärker – er ist ein Gottesgeschenk
…und er schweißt Freundschaften auf das Innigste zusammen. Denn allein gegessen macht Knoblauch einsam aber zu zweit oder zu dritt oder….weiß man wer sich am nächsten Tag NICHT von einem abwendet.
Das Knoblauch zu alledem auch noch gesund ist kann man überall nachlesen, dazu braucht es mich nicht. Mir geht es hier auch einzig um den Genuss der weißen Knolle.
Was ist nun zu tun, wenn man auf das Aroma von 40 zart gegarten Knoblauchzehen nicht verzichten kann möchte, aber nicht ständig ein Huhn am Start hat und vielleicht auch nicht immer einen Strang Knoblauch um die Fenster gewickelt hat. Transilvanien ist schließlich weit weg.
Obwohl….ich bin durch meine älteste Tochter Vampire-Diaries-Geschädigt und wenn die Vampire dann noch so heiß sind wie Damon, dann würde sogar ich eventuell dekorativ drapierte Knoblauchzöpfe direkt abreißen und sämtliche Treuegelübde über Bord werfen! …aber ich schweife ab. Wo war ich? Damon….drapiertes abreissen…hach Gottchen, nu isses aber gut!
Knoblauch – da war ich. Und zwar im Ofen langsam gebacken. Das Mark der Zehen, also quasi die Essenz in ein Gläschen gefüllt. Das ganze unromantisch im Kühlschrank aufbewahrt, beschert mir die Möglichkeit, wann immer ich will mein geröstetes Weißbrot zu verzieren und fast jedes Gericht zu verfeinern.
Probiert es aus und liebt es!
Knoblauchpaste aus dem Ofen – so geht es:
Wie immer steht und fällt das Ergebnis mit der Qualität der Zutaten. Also bitte, bitte besorgt Euch glücklichen Knoblauch. So richtig schöne dicke Knollen, die schon von weitem rufen: „Nimm mich! Ich mache Spaß!“ Wenn Ihr Glück habt und geräucherte Exemplare jagen könnt, dann greift zu!
Zutaten Knoblauchpaste:
- mindestens 3 Knoblauchknollen
- ca 60 ml Olivenöl
- 1 Biozitrone (optional)
- 1 gute Prise Meersalz (ich liebe die Flakes von „Maldon)
Zubereitung Knoblauchpaste:
- Ofen auf 160 Grad vorheizen.
- Die Knoblauchknollen quer halbieren und in eine Auflaufform geben.
- 2-3 Esslöffel Olivenöl über die feschen Knollen träufeln und ein paar Zitronenschnitze zwischen dem Knoblauch Platz nehmen lassen.
- Das Ganze jetzt für 45 Minuten im Ofen backen. Die Garzeit hängt von der Grösse der Knoblauchzehen ab. Am Ende sollen sie schön weich sein.
- Wenn die Zehen gar sind, das „Knoblauchfleisch“ aus den Zehen in einen Mörser drücken und mit dem Stössel etwas zerdrücken.
- Das restliche Olivenöl zugeben und gut vermischen. Wer mag würzt seine Knoblauchpaste mit etwas Salz und ab geht es im Twist-Off-Glas in den Kühlschrank. Dort hält es sich bestimmt 2-3 Wochen…wenn es nicht vorher schon verbraucht wurde.
Knoblauch gerührt oder geschüttelt halbiert oder ganz?
Ob der Knoblauch nun im Ganzen oder halbiert gebacken wird ist Geschmacksache. Ich bilde mir ein, die halbierte Version belohnt mit mehr Röstaromen. Probiert es für Euch aus, was Euch mehr zusagt.
Die fertige Knoblauchpaste ist jedenfalls ein echtes Allroundtalent. Ein Löffelchen an die Pastasoße, eins an das Gulasch, eins zwei an Tzatziki, Weisse-Bohnen-Dip….entdecke die Möglichkeiten.
Au weis, Fast vergessen! Meine persönliche Lieblingsvariante: die ganz frische, am besten noch warme Knoblauchpaste auf eine Scheibe frisches geröstetes Weißbrot. Jaaaa, jaaaahh! Da isser wieder – der Gaumensex.
Mögliche Nebenwirkungen:
Wie oben schon erwähnt kann der Genuss von Knoblauch einsam machen. Also sucht Euch hungrige Mitstreiter. Vampire werden Euch weiträumig umfliegen…wobei ich mir da gar nicht mehr so sicher bin. Es hat sich ja viel geändert seit Graf Dracula. Die neue Generation sieht nicht nur wesentlich attraktiver aus, auch mit der Sonne haben sie sich arrangiert. Die einen fangen an zu glitzern, die anderen tragen so einen magischen Ring…es ist alles viel komplizierter geworden.
Ich erinnere mich noch sehr gut an meine erste Begegnung mit den Blutsaugern. Ich war ungefähr 10 Jahre alt und verbrachte ein Wochenende bei meinem Vater und seinem Freund. Die beiden versprachen mir einen tollen Fernsehabend im Bett mit jeder Menge Chips und Flips. Der Film der dafür sorgte dass ich gefühlte 3 Jahre nicht im Dunkeln über den Flur gehen wollte (nur nebenbei erwähnt: bei einer Gesamtgröße von 80 qm war der Flur durchaus überschaubar), war: „Der Tanz der Vampire“
Schon die Musik fand ich gruselig. Und dieser bucklige Handlanger, Kutscher und Sargschliesser machte es auch nicht besser. Und die Vampire waren auch nicht jung, sexy und charmant sondern alt hässlich und doof. Der einzige der annehmbar aussah, war der Sohn (oder war’s der Neffe) vom Grafen und der war offensichtlich schwul. Am Ende hat er bei einer kleinen Hetzjagd durch das transsilvanische Schloss seine Beisserchen versehentlich in eine Bibel geschlagen, die ihm der eher homophobe Assistent des Professors statt seiner Halsschlagader in den Rachen geschoben hat.
Jaaaa, heute klingt das todeswitzig, damals fand ich es nur gruselig. Egal…mein Vater hat es gut gemeint. Der arme durfte sich später eine Standpauke von meiner total nicht davon amüsierten Mutter anhören. Dagegen ist ein Vampir übrigens ein reines Schmusekätzchen.
Meine persönliche Traumatherapie ist jedenfalls K N O BL A U C H !
So, jetzt aber an die Töpfe, fertig, los! Ich wünsche Euch viel Spass mit dem Rezept und freue mich über Nachrichten, Anregungen, Kritik und Lob. Lob finde ich am besten!!
Alles Liebe für Euch und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel,
Eure Anne
3 Kommentare
Dési/Jokihu
22. Februar 2017 at 18:28Also in mir hättest du einen Mitstreiter. Ich liebe nämlich Knoblauch… und freue mich über ein Gläschen deiner wunderbar aussehenden Knoblauchpaste. Ein Glas zum abfüllen bringe ich dann selbstverständlich mit;) Oder du lädst mich ganz einfach zum Essen ein und danach gucke ich auch mit dir Vampire Diaries…..
Liebe Grüße
Dési
Anne
23. Februar 2017 at 11:09Liebste Dési, ich nehme Dich beim Wort! Ich freu mich drauf und schiebe schonmal die nächsten Knollen in den Ofen.
Bussi,
Anne
Bettina
23. Februar 2017 at 16:13Macht Appetit. Werde ich dem Mann, der bei mir und für mich kocht, mal vorschlagen. By the way: Jener und ich wären wohl nicht (mehr) zusammen, wenn wir nicht beide eine große Vorliebe für Knoblauch (viel Knoblauch, sehr viel Knoblauch) hegten 😉
P.S. Tanz der Vampire fand ich als Kind auch gruselig. Heute immer noch. Könnte mal wieder in der Glotze kommen 😛